Das Für und Wider von Aktienrückkäufen
Haben Sie auch schon einmal in Ihrem Leben bewusst Geld vernichtet? Ehe Sie uns jetzt für total verrückt erklären, wir auch nicht. Aber teilweise wird genau das bei Aktienkäufen getan.
Definition Aktienrückkauf
Nach einem Aktienrückkauf befinden sich die Aktien im Besitz des emittierenden (ausgebenden) Unternehmens und sind in dessen Jahresabschluss als Bestand eigener Aktien (engl. treasury stock oder treasury share) gelistet. Aktienrückkäufe gelten an der Börse als probates Mittel, um den Kurs in die Höhe zu treiben, und finden sich auch im Zusammenhang mit dem Begriff Kurspflege wieder.
Gesetzliche Regelungen
Natürlich kann kein CEO, Vorstand oder Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft Rückkäufe eigener Aktien anordnen und in unbegrenztem Maße durchführen. Damit die Manager überhaupt tätig werden können, müssen sie vorab von der Hauptversammlung dazu ermächtigt werden. In der Hauptversammlung wird auch festgelegt, welchen Aktienanteil am Grundkapital das Unternehmen zurückerwerben darf. Gesetzlich gestattet ist in Deutschland ein Rückkauf der eigenen Aktien von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals. Die Erlaubnis ist jedoch auf längstens 5 Jahre begrenzt. Danach erlischt das Mandat, es kann aber von der Hauptversammlung erneut erteilt werden.
Da die Aktien an den Börsen gehandelt werden, treten in der Regel beauftragte Banken auf und wickeln die dazu notwendigen Kauftransaktionen für die Gesellschaften ab. Die Transaktionen können aber auch außerbörslich durchgeführt werden. In der Regel werden die wieder erworbenen Aktien dann vernichtet.
In Deutschland sind die Regelungen für den Rückkauf streng in Paragraf 71 des geltenden Aktiengesetzes von 1966 in der aktuellen Fassung von 2017 festgeschrieben.
Warum werden Aktien zurückgekauft?
Kurz- und mittelfristig gesehen gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen der Kursperformance und dem Aktienrückkauf. Sind weniger Aktien der betreffenden Gesellschaft im Angebot, wird der Kurs für die verbliebenen Aktien am Markt steigen. Dass sich die Preise für die darauf ausgegebenen Derivate damit auch erhöhen können, ist ein angenehmer Nebeneffekt für deren Besitzer.
Ein zweiter positiver Aspekt der Rückkäufe liegt in einer erhöhten Dividende, denn der Gewinn wird auf weniger Aktien verteilt. Die Dividende wächst automatisch, ohne dass mehr Gewinn erwirtschaftet wurde. Und das erhöht wiederum die Nachfrage nach den Aktien dieser Gesellschaft.
Außerdem kann das Unternehmen damit ein Signal senden, dass es zum jetzigen Zeitpunkt an der Börse unterbewertet ist. Denn in der Regel geht man davon aus, dass das Management einen Informationsvorsprung hat – beispielsweise Informationen über neue Produkte und Verfahren in der Pipeline oder bevorstehende und Erfolg versprechende Geschäfte oder Strategien. Kauft also die Gesellschaft eigene Aktien zurück, dann zeigt das Unternehmen damit, dass sich aus seiner Sicht die Geschäftsaussichten sehr verbessert haben und der jetzige Kurs nicht mehr angemessen ist.
Aber es gibt auch noch andere Gründe für die Einleitung eines Aktienrückkaufverfahrens. Sehr oft wird beim Kauf oder der Übernahme eines anderen Unternehmens nämlich nicht mehr bar gezahlt, sondern mit eigenen Aktien als Akquisitionswährung im gegenseitigen Tauschverfahren. Dann ist es besonders lukrativ, wenn das Unternehmen zuvor die Möglichkeit nutzt, die Aktien zu einem relativ günstigen Kurs zurückzukaufen.
Der Aktienrückkauf kann aber auch als Schutz vor feindlichen Übernahmen dienen. Je mehr Aktien zurückgekauft werden, umso geringer wird der Streubesitz. Damit ist es für interessierte Käufer sehr schwierig, ausreichend Aktien zu erwerben, um einen entscheidenden Einfluss (zum Beispiel Sperrminorität oder Stimmrechtsmehrheit) in dem begehrten Unternehmen zu erlangen.
Außerdem kann das Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen, um diese in Form von Belegschaftsaktien an die Mitarbeiter entgeltlich (zu einem niedrigeren Kurs) oder unentgeltlich als Stimulierung oder Belohnung für gute Arbeit auszugeben.
Warum Aktienrückkäufe auf verstärkte Kritik stoßen?
Allein 2018 wurden bis jetzt in den USA Aktien im Wert von rund 1 Billion Dollar zurückgekauft, und der seit Jahren bestehende Trend wird sich weiter verstärken, auch in Deutschland.
Kritiker merken diesbezüglich an, dass nicht harte Unternehmenserfolge die Treiber an der Börse sind, sondern Aktienrückkäufe im Verbund mit teilweise komplettem Rückzug von den Börsenplätzen. Denn auch bei einem Rückzug von den Börsen werden die Aktionäre durch den Rückkauf ausgezahlt.
Besonders kritisch zu sehen ist auch, dass Rückkäufe auf ein freies Kapital schließen lassen, für das das hochbezahlte Management keine Perspektive in Form von einer Zukunftsstrategie (Investition in Forschung und Entwicklung, Innovationen, Zukauf von Unternehmen mit potenziellen Wachstumsaussichten etc.) mehr sieht, und das ist dann wirklich sehr bedenklich.
Fazit
Auch wenn es mittlerweile ETFs auf Unternehmen mit Aktienrückkäufen gibt, sollten Unternehmen, die ein gesundes Wachstum und stabile Dividendenzahlungen aufweisen, von uns Anlegern bevorzugt werden. Zwar freuen wir uns natürlich auch, dass zum Beispiel unser Fonds vom Rückkaufprogramm der Apple-Aktien (immerhin schon 48 Milliarden Dollar in diesem Jahr) profitiert. Zur Regel sollten Rückkäufe aber wirklich nicht werden.
Verantwortlicher für diese Pressemitteilung:
Niedersächsischer Aktienclub
Herr Torsten Arends
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